Gastlichkeiten in Exter

Gastlichkeiten in Exter(aus: F05 – Krüge, Kneipen, Brauereien)
Diese Dokumentation entstand 1995 anlässlich des damaligen kreisweiten Vierten Geschichtsfestes des Kreisheimatverein Herford. Im Veranstaltungsort Spenge zeigten wir in lebendiger Aktion, wie man Bier fernab von Kupferkesseln und Eiskellern braut. Einen Crash-Kurs in der Braukunst hatte Wochen vorher ein professioneller Braumeister mit uns durchgezogen, damit wir auch etwas handfestes bzw. trinkbares vorweisen konnten. Das vorab gebraute Bier fand regen Zuspruch, es hätte auch mehr sein dürfen.

Wir beschreiben in unserem „Beitrag zur Ortsgeschichte“ über 50 auf heutigem Vlothoer Stadtgebiet vor 1940 entstandene Kneipen, Krüge und Brauereien. Einige gibt es noch, viele wurden aufgegeben. Andere fielen Stadtsanierung und Straßenneubau zum Opfer. Hier finden Sie Angaben zu den Betrieben in Exter (Die Ziffern entsprechen der Nummerierung in der gedruckten Dokumentation). Die Texte sind zu sehen als Momentaufnahme auf dem Stand von 1995, dem Jahr der Zusammenstellung, in einzelnen Fällen sind sie mit aktuellen Angaben ergänzt.

Knöner, Kleinbahnhofsgaststätte Knöner, Kleinbahnhofsgaststätte
(1)   Knöner, Kleinbahnhofsgaststätte, Exter Nr. 129
1995: Hotel Grotegut, Detmolder Str. 252
links: ca.1903 – rechts: 05-2006

Bereits 1899 wird mit der Herforder Kleinbahngesellschaft ein Vertrag über die Stellung von Warteräumen, Fahrkartenverkauf und Gepäckausgabe geschlossen. Kaufmann Wilhelm Ehlebracht pachtet die 1900 erbaute Gaststätte von Barthold Arnhölter (Specht), Exter Nr. 4. Im März 1908 übernimmt Simon Knöner die Pacht. Nach dessen Tod ist Simon Knöner jr. Pächter bis 1942. Die Witwe „Mimmi“ Knöner führt die Gaststätte erst allein, dann gemeinsam mit Nico Messmer bis etwa 1950. Danach betreibt Rudi Mügge das Wirtshaus. Heinz Grotegut kauft das Gebäude 1960, es wird im Laufe der Zeit zum Hotel ausgebaut. Bis 1933 tagt der Gemeinderat von Exter bei Knöner, anschließend die NSDAP. Das Drei-Sterne-Hotel Grotegut ist derzeit die einzige noch mit Restaurant und Übernachtungsbetrieb betriebene Gastlichkeit aus diesem Reigen.

König, Krüger an der Kirche, Exter Nr. 40 König, Krüger an der Kirche, Exter Nr. 40
(2)   König, Krüger an der Kirche, Exter Nr. 40
1995: Wohngebäude, Alter Schulweg
links: ca. 1930er Jahre – rechts: 05-1995

Im Prästationsregister des Amtes Vlotho von 1717 wird Johan Henrich König genannt Detering als Krüger an der Kirche aufgeführt. Die Schule liegt gegenüber auf der anderen Straßenseite und so werden im Wirtshaus auch Schulmaterialien angeboten. Den letzten Hinweis auf ein Gasthaus liefert Mitte des 19. Jahrhunderts ein Kirchenbucheintrag: „Karl Fried. Wilhelm König Colon (Landwirt), Gastwirt und Presbyter.“ Es sei die Beschwerde des Valdorfer Pfarrers erwähnt, dessen Gemeindemitglieder wegen des Gasthauses den Besuch der exterschen Kirche vorzogen. Ältere Einwohner sprechen noch immer vom „Werds“ (Wirt) König. 1950 geht der Hof in den Besitz der Gemeinde Exter über. Bevor die alten Gebäude 1969 abgerissen werden, hat der Bürgermeister hier sein Amtszimmer.

Gaststätte, Kolonialwaren Ellermann, Exter Nr. 42 Gaststätte, Kolonialwaren Ellermann, Exter Nr. 42
(3)   Gaststätte, Kolonialwaren Ellermann, Exter Nr. 42
1995: Hotel u. Restaurant Ellermann, Detmolder Str. 250
links: ca. 1930er-Jahre – rechts: 05-2006 (mit Saalanbau nach links)

Auf der Hofstelle Exter 42 wird erstmalig etwa 1840 eine Gaststätte namens Pottharst genannt. Von 1889 – 1906 betreiben der Pächter Holländer und die Besitzer Wöhler und Bartram neben der Gaststätte einen Kolonialwarenladen. Im Mai 1906 heiratet Bäcker August Ellermann ein. 1956 übernimmt Sohn Willy die Konzession. Bäckerei und Lebensmittelgeschäft schließen am 31.8.1974. Zeitweise wurde mit Kohle gehandelt. Das ursprüngliche Gebäude wird über die Jahre hinweg zum Landhotel mit Saal erweitert. Zum Angebot für die Gäste gehören bzw. gehörten Kegelbahn und Schießstand (letzterer wurde zu Wohnraum umgebaut). Einige Jahren war der Betrieb geschlossen. Im November 2007 eröffnete nach der Renovierung vorerst die Bierstube das neue Inhaberpaar Natalie und Eduard Hochhalter.

Krug zu Exter, Exter Nr. 26

(4)   Krug zu Exter, Exter Nr. 26
1995: Hof Klußmeier, Herforder Str. 439 (Bild)

Erstmals wird er 1556 im Ravensberger Urbar erwähnt: „Johann Reckefoit in der Kulen … ist Krüger zu Exter …“ 1666 gilt als Besitzer Johann Klußmeier, Krüger zu Exter. Im August fordern hier die Colone eine eigene Kirche für Exter. Letzte Hinweise liefert der Torbogen von 1799: “ … Johan Karl Klusmeier oder Krüger zu Exter …“ Familienangehörige haben im Volksmund heute noch den Beinamen „Kroiger“. Die Stätte hat zwischenzeitlich den Eigentümer gewechselt.

Wrachtrup, Kleinbahnhofsgaststätte, Bahnhof Hagenmühle, Exter Nr.113 Wrachtrup, Kleinbahnhofsgaststätte, Bahnhof Hagenmühle, Exter Nr.113
(5)   Wrachtrup, Kleinbahnhofsgaststätte, Bahnhof Hagenmühle, Exter Nr.113
1995: Wohngebäude, Detmolder Straße 306
links: nach 1903 – rechts: 1995

Gegründet wird die Gaststätte 1903 zur Zeit des Kleinbahnbaus. Neben dem Wirtshausbetrieb werden Fahrkarten verkauft. Als erster Konzessionsinhaber ist Gustav Wrachtrup aus Exter Nr. 12 genannt. Von 1949 bis 1967 übernimmt Elfriede Wrachtrup den Besitz und verpachtet ihn bis 1970 an eine Frau Scholz aus Herford. Im März 1971 brennt die seit kurzem betriebene Nachbar „je t’aime“ aus. Danach wird das Haus verkauft und als Wohngebäude genutzt.

Café Blumental, Exter 114 Café Blumental, Exter 114
(6)   Café Blumental, Exter 114
1995: Leerstand, Finnebachstraße 56
links: Postkarte 1929 – rechts: 1999 – ehem. Vordereingang

1928 hat Wilhelm Nolte die bäuerliche Besitzung Exter Nr. 114 von Hermann Siekmann gekauft. Neben Gärtnerei und Erdbeerzucht betreibt er ab Mai 1928 ein Café, in dem nur alkoholfreier Ausschank genehmigt ist. Die Konzession auch für „geistige Getränke“ erhält Hermann Siekmann 1935 (er hatte das Anwesen im September 1930 zurückgekauft), im gleichen Jahre übernimmt es nach seinem Tod Sohn Walter. Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft unterbrechen den Betrieb von 1941 bis 1951. Ende 1975 gibt Walter Siekmann aus Altersgründen auf, das Café wird endgültig geschlossen. Das Café Blumental war beliebtes Wanderziel im landschaftlich sehr reizvollen Finnebachtal, der „Exterschen Schweiz“ (Einen Besuch statteten wir ihm bei unserer Spurensuche VII ab).

Feldmann, Exter Nr. 45 Feldmann, Exter Nr. 45
(7)   Feldmann, Exter Nr. 45
1995: Wohn- und Geschäftshaus, Ecke Detmolder Str./Solterbergstr.
links: Situationsplan 1899 (Feldmann am unteren Bildrand) – rechts: 1999

Der Colon Koch, Exter Nr. 45, hatte erfolglos schon 1852 eine Konzession für eine Schankwirtschaft beantragt. Erst 1866 wird der 50jährige Heinrich Koch als Wirt genannt. Am 25. Juli 1884 erhielt Wilhelm Feldmann für Exter Nr. 4 eine Gastwirtschaftskonzession, die am 1. Oktober 1900 erlosch. Sehr wahrscheinlich sind die Grundstücke Nr. 4 und Nr. 45 identisch oder gehören doch zusammen. Die Konzession für die neue Gastwirtschaft (1900 auf der anderen Straßenseite erbaut, jetzt Hotel Grotegut) wurde nur im Zusammenhang mit dem gleichzeitigen Schließen der alten Feldmannschen Wirtschaft erteilt.