(aus: G06 – Spurensuche IV)
Text: nach Ulrich Holtkamp – Pfarrer in Exter von 1974 – 2002
Unser Mitglied Stephanie Greco ist als ausgebildete Kirchenführerin gern bereit, Ihnen unsere kleine Kirche ausführlich vorzustellen. Nehmen Sie für einen Termin unter der Rufnummer 05228 71 57 (ggf. Auslandsvorwahl nicht vergessen!) mit ihr bei Interesse Verbindung auf. Lassen Sie sich überraschen, was es von einer Dorfkirche wie der unseren zu berichten gibt und was eine moderne Kirchenführung zu bieten hat.
Bis 1666 gehörten die Bauerschaften Exter und Solterwisch zum Kirchspiel Stift Berg Herford; vom 11. Juni 1666 datiert ein Brief der Einwohner Exters an den großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, in dem der Landesfürst gebeten wird, „unß die Auffbawung einer eigenen Kirchen, mitten in unserer Baurschaft, gnädigst zu verwilligen“. Auch das Konsistorium in Bielefeld als oberste Kirchenbehörde der Grafschaft Ravensberg unterstützte das Vorhaben.
Der Kurfürst genehmigte den Bau einer eigenen Kirche in Exter schon in einem Brief vom 2. August 1666, der am 16. August zu einer Versammlung in Exter führte, bei der über den Kirchbau und die Einrichtung der Pfarre gesprochen wurde.
Noch im gleichen Jahr konnte am 21. November in der Kirche zu Exter der erste Pastor, Gerhard Arcularius, eingeführt werden. Die Kirche wurde also in gut drei Monaten fertiggestellt. Über dem Turmeingang erinnert bis heute ein Wappenstein mit dem Monogramm „F W c“, d. h. Friedrich Wilhelm Kurfürst, ANNO 1666 an das Gründungsjahr der Kirchengemeinde und das Baujahr der Kirche sowie an den Landesherrn.
Bild: Dies dürfte das älteste Bild unserer Kirche sein, es entstand wahrscheinlich zwischen 1854 und 1860. Das Original ist im Besitz von Pastor Lohmeyers Nachfahren.
Von 1666 bis 1769 wirkten in Exter nur drei Pastoren, die bis zu ihrem Tode blieben: Gerhard Georg Arcularius (1666 bis 1706, gefolgt von seinem Sohn Johann Gerhard Arcularius (1706 bis 1747) und Carl Fürstenau (1747 bis 1769). Im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens wirkten in der Kirchengemeinde sieben Pastoren, die wegen der außerordentlich geringen Einkünfte die Gemeinde meist nach nur wenigen Jahren wieder verließen: Anton Gottfried Hambach (1769 bis 1777), Johann Nicolaus Köcker (1777 bis 1784), Heinrich Peter Erdsiek (1784 bis 1795), Daniel Pemeier (1796 bis 1807), Andreas Christian Carl Baumann (1808 bis 1836), Carl Heinrich Christian Lohmeyer (1836 bis 1860) und Leonhard Friedrich Theodor Wedepohl (1860 bis 1870).
Um die Zeit, als für die Gemeinde in Exter das dritte Jahrhundert ihres Bestehens begonnen hatte, kam Friedrich Wilhelm Brünger (1870 bis 1909) als ein behutsamer Bewahrer des geistlichen Gutes der Erweckungsbewegung nach Exter. Er und sein Sohn und Nachfolger im Pfarramt Heinrich Gottlieb Brünger (1909 bis 1937) haben das Gemeindeleben in Exter nachhaltig geprägt. Das zeigt sich insbesondere an der Entstehung und Entwicklung des 1887 gegründeten Posaunenchors, aus dem der CVJM Exter hervorging, der 1987 sein 100jähriges Bestehen feiern konnte. Vater und Sohn Brünger haben seit 1870 die Gemeinde und fünf Jahrzehnte der Vereinsgeschichte entscheidend geprägt.
Bild: Der Kirchturm wurde etwa 1677 errichtet. Dieses Foto entstand 1951, als das baufällige alte Kirchenschiff durch den heutigen Bau ersetzt wurde.
Am 13. April 1937 verstarb Pfarrer Heinrich Brünger plötzlich mitten in den Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus. Auch sein 1938 nach Exter gekommener Nachfolger Pfarrer Heinrich Bültemeier hatte unter den politischen Verhältnissen zu leiden; durch Krieg und Gefangenschaft hat er von den zehn Jahren seiner Anstellung in Exter nur dreieinhalb Jahre sein Amt ausüben können. Am 1. Oktober 1948 wurde Wilhelm Gröne Pfarrer in Exter. Er sorgte bald schon für entscheidende Verbesserungen der Gemeindearbeit.
Im Jahre 1974 bezog Pfarrer Ulrich Holtkamp (aus Lübbecke stammend) mit seiner Familie das 1972 in unmittelbarer Nähe errichtete neue Pfarrhaus und betreute bis 2001 unsere Gemeinde, ihm folgte Pfarrer Ralf Steiner.
Bild: So bietet sich der Kirchen-Innenraum seit dem Neubau dem Besucher (links vor dem Bogenrand der Taufengel, die Kanzel befindet sich rechts).
Im Jahre 1951 wurde das baufällig gewordene Kirchenschiff abgerissen und neu errichtet. Nur der Kirchturm ist erhalten geblieben. 1961 konnte die alte Schule neben der Kirche von der Gemeinde erworben werden; nach Um- und Ausbau hat sich hier die Gemeindearbeit seit etwa 1965 entfalten können. Auch die 1912 gegründete Frauenhilfe hat hier wie die zahlreichen Gruppen des CVJM Exter eine Bleibe gefunden. 2004 wurde im Gemeindehaus ein großzügiges Jugendzentrum geschaffen und auch der neue behindertengerechte Zugang wurde positiv aufgenommen.
Bild: Die Autobahnkirche Exter aus der Vogelperspektive, links die Auffahrt in Richtung Hannover (im Bild Fahrtrichtung nach unten), wie sie bis zum Jahr 2000 direkt an der Kirche vorbeiführte.
Am Himmelfahrtstag 1959 wurde die Dorfkirche Exter mit einer zusätzlichen Aufgabe betraut, nämlich als Evangelische Autobahnkirche Exter für Besucher von der Autobahn geöffnet und zugänglich zu sein, damit diese sich zu Andacht und Besinnung in der Kirche einfinden können. Von dieser Möglichkeit wird gern und zahlreich Gebrauch gemacht.