(aus: N07 – Auf’m Buhn – Die Hügelgräber in Uffeln und L13 – Spurensuche 13 – Über den Uffelner Buhn – Kurzfassung)
Text: Hans-Peter Märgner
Langewiesche hatte zur Graböffnung am 13. September 1933 verschiedene Vertreter aus Politik und Wissenschaft, aber auch alle amtlichen Heimatpfleger und die Öffentlichkeit auf den Buhn eingeladen, damit sie bei der Bergung der Urne aus dem Grab 2 dabei sein konnten. Den auswärtigen Heimatpflegern wurden die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Bahn mitgeteilt. Ihnen sollte die Fahrt 3. Klasse vergütet werden.
Bild: Am Hügelgrab Nr. 2 – Zahlreiche Zuschauer warten auf die Freilegung der Urne
Eigentlich sollte dieses Ereignis schon Ende August stattfinden, aber da der Regierungspräsident noch nicht aus Nürnberg zurück war und er bei der Öffnung dabei sein wollte, musste die Aufdeckung der Urne verschoben werden. Vermutlich war der Regierungspräsident beim Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg, der vom 30. August bis zum 3. September stattfand.
Prof: Stieren aus Münster war am Öffnungstag nicht erschienen, weil es in Münster regnete und er deshalb annahm, dass das gleiche Wetter in Uffeln herrschte und die Bergung zwangsläufig ausfallen würde.
Im Fundbericht von Seele, der eher eine Situationsdarstellung des Tages ist, wird der Anfang des Ereignisses beschrieben: „Langewiesche gemeldet. Zum 13. September, Mittwoch, eine Einladung zum Buhn bei Uffeln. Am Mittwoch mit dem Rad bis Pape. Matthey hat den Wagen von Direktor Lindemann (Lagerhausgesellschaft) zur Verfügung bekommen … Wir kommen spät ab. Wundervoller Wagen, überholen alles und sind über Holzhausen, Holtrup sehr schnell da. Noch rechtzeitig, dann eine Völkerwanderung von Minden, Herford, Bielefeld. Alle Pfleger zusammengezogen. Alles hofft auf die Öffnung des Grabes und Steinsetzung.“
Bild: Am Hügelgrab Nr. 2 – Der Archäologe Professor Langewiesche erläutert die durchgeführten Arbeiten (4. v. l. Der Mindener Regierungspräsident Freiherr von Oeynhausen aus der Familie der Begründer der Badestadt Bad Oeynhausen)
Als der Regierungspräsident mit seinem Gefolge, Professor Wenz und Bürgermeister von Damaros (Hausberge) erscheinen, hält Langewiesche einen kurzen einführenden Vortrag über die bisherigen Ausgrabungen auf dem Buhn. Alles wartet gespannt auf die Bergung der Urne, die Mitten im Grabungsfeld steht. Arbeiter hatten vorher die Urne soweit freigelegt, damit sie vor aller Augen vorsichtig geborgen werden konnte. Die Urne ist sehr stark verdrückt und zerborsten. Matthey, vom Mindener Museum, kennzeichnet die Scherben, damit sie später wieder in ihre ursprüngliche Form zusammengesetzt werden können. Zur Urne gehört auch ein kleines Beigefäß, vermutlich enthielt es die Wegzehrung für den Toten ins Jenseits. Sie ist mit einem Deckel versehen, der die Asche- und Knochenreste schützen soll. Daneben gab es noch Hinweise auf eine weitere Brandbestattung mit lose liegenden Asche- und Knochenresten. Vielleicht waren diese Reste nur mit einem Tuch umwickelt, das sich aber über die Jahrhunderte aufgelöst hat.
Bild: Restaurierte Urne aus den Hügelgräbern im Städtischen Museum Minden
„Es beginnt zu regnen. Alles hält aus.“, wie es in dem Bericht heißt. Die Zuschauer werden an der Urne vorbeigeführt, damit sie sie aus der Nähe betrachten und fotografieren können. Nun wird die Urne vorsichtig in einen Karton mit Farnkraut gelegt, sorgfältig verpackt und mit dem Auto zum Gasthof Pieper gefahren. Über der Urne schwebt bei der Bergung gerade ein Odol Reklameluftschiff.
Langewiesche begrüßt die Gäste in der Gaststätte und spricht einige Worte über die Grabung auf dem Buhn.Es wird aber auch über weitere Grabungen aus dem Mindener Raum diskutiert. Im weiteren Fundbericht, der eigentlich nur den ereignisreichen Tag dokumentiert, beschreibt Seele das Ende seiner Dienstreise: „Nach Minden – schwierige Fahrt wegen des Kartons. Im Theater alle Sachen verstaut. Matthey mit zu Pape, Rad geholt, zu Cafe Cramer Brandes, wo wir uns mit Laag treffen wollten. Einige Meter vorher treffen wir uns. Festgelegt die Fahrt nach Münster am Sonnabend d. 26. Sept. Rückfahrt mit dem Rad bei strömendem Regen furchtbar durchnässt um 20 Uhr zu Hause.“Langewiesche schreibt am 24.9.1933 an Stieren: „Am 25. u. 26.9. denke ich die Grabungen auf dem Buhn zu beenden.“
Bild: 2011 – Ein Teil des Geländes mit den 1933 freigelegten Urnengräbern auf dem Uffelner Buhn.
Die Toten in den Grabhügeln und deren Angehörige auf dem Buhn müssen irgendwo einmal gewohnt haben. Aber bisher konnten hier weder steinzeitliche noch bronzezeitliche Siedlungen entdeckt werden aus welchen Gründen auch immer. Siedlungsplätze aus der Bronzezeit sind in Ostwestfalen bekannt. Nur im Münsterland sind Spuren frühbronzezeitlicher Hausgrundrisse entdeckt worden. Der Boden unter unseren Füßen birgt wahrscheinlich noch manche Überraschung und er ist das Archiv der Archäologen. Prospektionen und Grabungen sind der einzige Weg unseren Vorfahren aus der schriftlosen Zeit auf die Spur zu kommen. So sind auch die Uffelner Gräber nur ein kleiner Mosaikstein im Puzzle der Vergangenheit.