(aus: J06 – Spurensuche IV)
Das Anwesen liegt direkt neben einer der am stärksten frequentierten Autobahnen Deutschlands. Seit dem Jahr 2000 trennt eine gewaltige Aufschüttung die Gebäude von der A 2. Diese Lärmschutzmaßnahme entstand im Zuge des sechsstreifigen Ausbaues u. a. auch anlässlich der Weltausstellung Expo 2000 im nur etwa 100 km entfernten Hannover. Drei Höfe finden wir in unmittelbarer Nachbarschaft: Schrödermeier-Nolting (früher Sieker), Niemann (früher Dunker) und den Heerhof (früher Heidemeier).
Bild: Der Heerhof im Dezember 1989, rechts daneben der unter Denkmalschutz stehende Fachwerkspeicher.
Die niedrige Hofstätten-Nummer, Exter Nr. 6, ist Hinweis auf frühe Gründung. Sie ging um 1200 n. Chr. vom Amtshof Seligenwörden als planmäßige, sog. Hagensiedlung, aus. Im Urbar der Grafschaft Ravensberg von 1556 wird er als Besitz „derer von Quernheim“ bezeichnet (Originaltext: „Jacob Lodwiges ist frei for seine person, aber wieff und kindere gehoren der frawen von Herforde eigen. Sitzet uf der von Quernem zw Bevenem gute. Hait und thut nichts, wie die andern.“), das Anwesen gehörte ursprünglich der Äbtissin von Herford Stift Berg. Der Hofbesitzer war frei, Frau und Kinder gehörten der Abtei Herford.
Für 1666 ist als Besitzer Johan Henrich Schröder bekannt mit dem Beinamen Heidemeier. Für 1717 wird als Eigentümer immer noch ein Johan Henrich Schröder genannt, es ist wahrscheinlich der gleiche wie für 1666; auch dieser Eigentümer des mit Wald 72 Morgen großen Hofes trägt den Beinamen „Meier in der Heide“ oder „Heidemeier“.
Bild: Die Teilnehmer der Wanderung versammeln sich vor dem Fachwerkspeicher.
Sicher auch infolge der damaligen Markenteilung wächst der Hof bis 1836 auf 126 Morgen an; in diesem Jahr ist Johan Heinrich Heermeier der Besitzer , von dem der Name Heerhof überkommen ist. Das älteste erhaltene Gebäude ist der Fachwerkspeicher, den jener 1836 erbauen ließ. An der Frontseite ist nach einer Restauration die leider nicht mehr ganz vollständige Inschrift deutlich lesbar: „Im Jahre 1836, den 27. Mei, hat Johann Henrich Heermeier – dieses Haus bauen lassen. An Gottes Segen ist alles gelegen. Hajeluia. Auf Gott und nicht auf meinen rath, will ich mein Glüge bauen, und dem, der mich erschaffen hat mit ganzer Seele trauen. Er der die Welt allmächtig hält, wird mich in mei= …“
Bild: Ein weiterer stummer Zeitzeuge berichtet von früheren Eigentümern.
Die ursprünglich den ganzen Hof umgebende Bruchsteinmauer trägt auf einer Steinplatte die Inschrift: „Von Herm. Aug. Heermeier und Johanne geb. Tappe aufgeführt im Jahre 1886“. Um 1900 wechseln die Eigentumsverhältnisse erneut, der neue Besitzer heißt Stork.Der Bau der Reichsautobahn kurz vor dem II. Weltkrieg war mit umfangreichen Umsiedlungen und Landtausch verbunden; ab 1938 heißen die neuen Besitzer Wilhelm und Ida Wippermann, sie ist eine geborene Niedernolte. Beide übernehmen 26 ha des Heerhofes im Tausch gegen Exter Nr. 20 (Breuer), kaufen 1 ha dazu, Exter Nr. 6 hat nun eine Größe von 27 ha. 1966 wird Martin Wippermann Eigentümer des Hofes.
Bild: (2006) Golfpark Heerhof, vom Hollenhagen aus gesehen. Im Hintergrund: Der Salzufler Stadtwald.
1983 endet die landwirtschaftliche Nutzung, 1991 zieht das Ehepaar Wippermann in den Ortskern von Exter. Heute ist das Gelände des alten Klosterhofes mitsamt den Gebäuden als „Golfpark Heerhof“ bekannt: Das ist ein Hinweis auf das aktuelle Geschehen, aber auch Erinnerung an eine lebendige Vergangenheit.