(aus: K04 Die Post in Vlotho – Exter)
Text: Ulrich Sturhahn
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges im April 1945, war eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Wiederaufbau neben der Schaffung von Wohnraum und Arbeitsplätzen, die Kommunikationswege funktionsfähig zu machen und damit auch den Postbetrieb wieder aufzunehmen. Denn viele Familien waren auch mehrere Jahre nach dem Krieg auseinandergerissen. Ehemänner, Söhne oder Freunde waren noch immer nicht heimgekehrt und galten als vermisst. So warteten unzählige Menschen sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen ihrer Angehörigen.
Bild: Exter Nr. 121, links die Postagentur mit Briefkasten am Eingang, links neben dem Haus wahrscheinlich die Remise mit Pferdestall. 1951 zog die Post um in das Gebäude auf dem Nachbargrundstück links daneben.
Im rechten Flügel des Hauses sieht man das Textilgeschäft von Alfred Brinkmann, die Keimzelle des Hauses F. W. Brinkmann, Herford (Herrenbekleidung, Marken u. a.: Bugatti, Pikeur, Odermark)
Aber es war nicht einfach, den Postbetrieb schnell wieder aufzunehmen. Im Krieg waren viele Männer gefallen, andere überlebten das Kriegsende nur um wenige Jahre oder befanden sich noch in Gefangenschaft. Ein großer Teil der arbeitsfähigen Personen wollte in Fabriken arbeiten. Der Staatsdienst galt als schlechter bezahlt und war deshalb weniger gefragt.
Der Postbetrieb in Exter wurde an alter Stelle wieder aufgenommen und am 1. Februar 1946 begann der erste Briefträger seine Tätigkeit. Er war – als 18jähriger in Russland schwerverwundet nur knapp dem Tod entronnen – nur drei Jahre später für die Zustellung der vielen Brief- und Paketsendungen zunächst allein zuständig. Dabei ist zu erwähnen, dass Exter mit 20 qkm eine relativ große Fläche umfasst, und es ist nicht schwer zu ermessen, welche Wegstrecken täglich zu bewältigen waren.
Bild: Bis August 1998, ging hier in der vom „Gelben Riesen“ unterhaltenen Filiale „die Post ab“, mit allen Dienstleistungen (Brief- und Paketpost, Telefon und Bankdienst). Allerdings war 1978 der technische Fernmeldebereich in einen Neubau an der Dornberger Heide umgezogen, wenige hundert Meter ortsauswärts.
Als Fortbewegungsmittel diente viele Jahre lang das Fahrrad. Bei jedem Wetter musste die ständig wachsende Anzahl von Briefen und Päckchen auch zu den entlegensten Bauernhöfen gewissenhaft verteilt werden. Dabei brachten die Witterungsbedingungen der strengen Winter in früheren Jahren die meisten Probleme mit sich. In höhergelegenen Bereichen wie auf der Steinegge, dem Hollenhagen, am Solterberg oder entlegenen Teilen im Arnholz, am Mittelbach oder an der Loose „kämpften“ die Postbeamten oft mit schwierigsten Situationen; Räum- und Streudienste wie in heutigem Umfang gab es nicht.
Bild: (o. J.) Als es noch richtig schneite … Sicher war ein solcher Schneefall eine Ausnahmesituation, aber auch eine nur halb so hohe Schneedecke bereitete in der hügeligen Topographie Exters Schwierigkeiten.
Oft kamen die Briefträger in den Wintermonaten erst bei Dunkelheit „abgekämpft“ nach Hause. Samstagsarbeit war und ist für die Post selbstverständlich. Sogar Sonntags mußten Eilbriefe und Telegramme zugestellt werden. Zu den umfangreichen Aufgaben der Postbeamten gehörte auch die Auszahlung von Renten, die Überbringung von Lottogewinnen und das Kassieren von Rundfunkgebühren.
Aber auch der menschliche Aspekt hatte damals noch einen höheren Stellenwert. Briefträger besaßen einen hohen Informationsstand über Personen und Aktuelles im Ort. Es wurde gelegentlich ein kleiner „Klönschnack“ gehalten. Es kam vor, dass ein kleiner Imbiss angeboten wurde und die Postbediensteten ihr Frühstück oder Mittagessen bei den Kunden einnehmen durften. Jedoch, so wurde auch berichtet, teilten einige Zusteller ihre Butterbrote mit so manch einer jener bedauernswerten Kreaturen, die oft angekettet und ausgemergelt ihr Dasein als Wachhunde fristeten.