(aus: H06 – Spurensuche III)
In unserer Region liegt das größte genutzte Heilwasservorkommen Nordrhein-Westfalens. Wichtig sind hierfür die teilweise verkarsteten Gesteine des Muschelkalks und des ihn überragenden Unteren Keupers im Kernbereich des Hollenhagener/Steinbründorfer-Sattels. Die Sole steigt in den Störungszonen im Salzetal bis in Oberflächennähe auf und bildet die natürliche Grundlage des Bades Salzuflen.
Ob Quelle oder Brunnen, die „Loose“ ist beides. Sie tritt als Quelle mit eigenem Druck zutage. Trinkquellen werden Brunnen genannt, das Loosewasser wird für Trinkkuren genutzt, folglich ist sie ein Brunnen.
Bild: Kontrollstation zur Loose-Quelle in der Nähe von Sudbrakenhof (08-2001)
Uflon (Salzuflen), erstmals in der Amtszeit des Paderborner Bischofs Rotho (1036 – 1051) erwähnt, kam 1400 an die Edelherren zu Lippe und erhielt 1488 die Stadtrechte. Der einträgliche Salzhandel machte den Ort zu einer wohlhabenden Stadt mit entsprechender Bedeutung.
Um 1600 stritten sich der Landesherr Graf Simon VI (1554 – 1613) und die Stadt um die Salzrechte. Der Graf wusste seine Anteile am Salzwerk zu vermehren. Siedete er 1591 noch an 36 Tagen Salz, so wurden ihm 7 Jahre später 90 Tage zugestanden, an denen er „erblich und ewiglich“ wellen und sieden konnte. Doch Simon stellte immer neue Forderungen. Er ließ schließlich 1601 an der Loose eine Solequelle für ein eigenes Salzwerk erbohren. Doch sie war unergiebig, der Graf forderte nun die Salzufler auf, einen Teil ihrer Sole zur Loose zu fahren.
Bild: Simon VI. von Lippe geb. 1554 gest. 1613
Als er dort auch noch ein Gelände für seine Kühe einfrieden ließ, das die Stadt von der Abtei in Herford zu Lehn hatte, brachte das die Salzufler in Harnisch. Sie beschwerten sich bei der Äbtissin. 1617 wurde der Streit beendet, vier Jahre nach dem Tod des Grafen. Der ausgehandelte Vertrag sah vor, dass die Stadt ihre verlorengegangenen Rechte für 10.000 Thaler zurückkaufen konnte. 1612, ein Jahr vor seinem Tod, hatte der Landesherr die unrentable Saline aufgegeben, die Quelle wurde vergessen.
Im 30jährigen Krieg (1618 – 1648) kam der Salzhandel zum Erliegen. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) und der großen Feuersbrunst von 1762 verkaufte das Salzwerkskollegium die Salzufler Saline dem Grafen Simon August zu Lippe Um 1820 wird die Loosequelle im Zusammenhang mit dem Sudbraken-Hof erwähnt. Der Heuerling Heinrich Becker hatte die umliegenden feuchten Wiesen urbar gemacht. In einem Gutachten des Bürgermeisters von Salzuflen heißt es: „Ein Flächenraum im Garten, worauf früher der Salzbrunnen lag und der wenig oder gar nichts einbrachte, ist eingeebnet und dadurch ungefähr ein Spintsaat gutes Ackerland gewonnen. Die darin befindlichen Quellen haben durch Anlegung von Fontanellen hinlänglich Abzug erhalten.“
Bild: (1960) Die 1904 in der Nähe der Quelle erbaute Wirtschaft „Zur Loose“ war beliebtes Ausflugsziel. Die gleichnamige Haltestelle der Herforder Kleinbahnen wurde als so wichtig angesehen, dass sie für Begegnungsverkehr eingerichtet wurde.
Auf Initiative von Medizinalrat Dr. Heinrich Hasse beginnt 1818 auf dem Salzhof der Badebetrieb. Die Zahl der Kurgäste stieg von 1870 bis zur Jahrhundertwende auf 3972 an und die in dieser Zeit abgegebenen Bäder von 4414 auf 45000. Nun erinnerte man sich wieder an die Loose-Quelle. Auf der Suche nach einem Steinsalzlager ließ die Fürstlich Lippische Badeverwaltung 1889 – 1891 eine Bohrung zur Erschließung der Schichten niederbringen.
Der Meißel drang bis in eine Tiefe von 400 m vor. Steinsalz wurde nicht gefunden, aber eine schwach mineralisierende Quelle, die zu Trinkkuren gut geeignet ist. Der Hauptzufluss der Quelle liegt bei 134 m im Muschelkalk und es sprudelten 25 m³ hervor. In den 30er Jahren versuchte man diese Wassermenge zu begrenzen, ohne Erfolg, das Wasser floss weiterhin in die Salze.
Bild: Sie liegt noch immer am Südostrand des Salzufler Stadtwaldes mit seinen ausgedehnten Wanderwegen: Gaststätte „Zur Loose“ (hier im Jahr 1936)
Erst 1964/65 wurde die Quelle bis zu einer Tiefe von 64 m neu erbohrt. Dabei stellte man fest, dass das 1936 eingebrachte Stahlrohr dem Rost zum Opfer gefallen war. Holz war nämlich, wie eigentlich üblich, bei der Erschließung der Quelle nicht verwendet worden. Nun hatte die Quelle einen Ausstoß von 75 m³, der mittels eines Schiebers soweit gedrosselt ist, dass nur noch eine geringe Menge überläuft. Zweimal wöchentlich wird der Bedarf zur Wandelhalle im Kurpark transportiert, eine direkte Leitung wäre unwirtschaftlich. Wer nach Bad Salzuflen kommt, sollte dieses köstliche Nass unbedingt probieren.