Der 12. September 1999, ein Sonntag, war in Nordrhein-Westfalen ein Tag voller Spannung und Erwartungen. An diesem Tag wurde in den meisten Städten und Gemeinden von den Bürgern erstmalig der Bürgermeister direkt gewählt.
Er war aber auch europaweiter „Tag des offenen Denkmals 1999.“ Die Geschichtswerkstatt Exter lud ein zum Rundgang durch das alte und neue Rathausviertel von Vlotho und die Zeit, vom ersten Rathaus bis hin zum heutigen Sitz der Stadtverwaltung, auch das ehemalige Amt Vlotho wurde über Jahre von hier aus verwaltet.
Bild:Das Vlothoer Rathaus (mit Turm) 1927.
Mitte des 17. Jahrhunderts gab es vermutlich Vlothos erstes Rathaus, als der Brielsche Hof erworben und umgebaut wurde. Er ist etwa dort zu lokalisieren, wo heute in der alten Schöningschen Fabrik Stadtbücherei, Jugendzentrum, Jugendkunstschule und Heimatstube des Heimatvereins zu finden sind. Von den Pachteinnahmen aus der Schänke im Rathauskeller wurde der Organist von St. Stephan bezahlt. Im Bild ist die gegenüberliegende Seite zu sehen, hinter der Häuserzeile befindet sich die Weser, vor dem mittleren Haus der weiter unten erwähnte Außenbrunnen.
Zwischenzeitlich verlorene Stadtrechte erhielt Vlotho 1719 zurück, ein dreiköpfiger Magistrat wurde eingesetzt. Als 1829 das Landratsamt eine Renovierung des immer mehr verfallenden Rathauses bewilligte, war es zu spät, Geld für einen Neubau wurde aber nicht bewilligt.
1867 wurde der Nachteil des einen zum Vorteil des anderen: Die älteste Vlothoer Zigarrenfabrik Hildebrandt machte Konkurs und man erwarb günstig deren bisheriges Lagerhaus. Links im Bild (1952) das Rathaus, daneben das Hotel Koch. Dort waren von 1951 bis 1963 Ämter der Stadtverwaltung untergebracht. Von hier wurden nach weiteren Um- und Ausbauten die Geschicke der Stadt Vlotho geleitet, bis 1963 im sog. III. Rathaus alle mittlerweile in umliegenden Gebäuden verstreuten Ämter konzentriert werden konnten.
Wirtshausbetrieb gab es im Hotel Koch noch bis 1980, dann stand es leer. Bemerkenswert sind die vielen Proteste Vlothoer Bürger ob diesen Umstandes.
Seit 1994 der Besitzer wechselte, gibt es in Vlotho wieder Gastlichkeit an diesem Standort. Bei der damaligen Renovierung legte man im Keller einen alten Hausbrunnen frei. In der Straße vor den Ratsstuben ist die Gründung eines weiteren alten Brunnens immer noch zu finden. Das 1983 beim Abriss der alten Weserbrücke entstandene Foto zeigt, wie das Rathaus links neben dem noch stehenden Brückenbogen das Ortsbild hier beherrscht. Rechts neben der Bildmitte die frühere Schöningsche Fabrik.