Text: Wilfried Sieber
… waren die Winter kälter und länger, was nicht nur dem subjektiven Empfinden heutiger Senioren entsprach. Der Strom wurde häufiger von einer dicken Eisdecke verschlossen. Aber mit der Ausweitung des Kali-Abbaues in Thüringen und Osthessen und der Einschwemmung großer Mengen Salz in die Quellflüsse hatte das ein Ende. Die Weser fror nicht mehr durchgängig zu. Zumindest bis in die 1990er Jahre, als die meisten Bergwerke in der ehemaligen DDR aufgelassen wurden.
Bild 1: Eisgang in den 1930er-Jahren. Im Hintergrund Amtshausberg mit dem linksseitig der Weser gelegenen Gaswerk.
Die Werra wird in gewissem Umfang immer noch mit solchen Abwässern belastet, doch allmählich wird öfter mit Eisgang auf Ober- und Mittelweser zu rechnen sein. Fünf Wochen Dauerfrost beispielsweise im Januar/Februar 1996 ließen die Werra zwischen Witzenhausen und Hann. Münden zufrieren, und durch starken Eisgang auf der Oberweser musste manche Fähre ihren Betrieb einstellen. Nur in Vlotho fror sie nicht zu …
1928 wurde hier die erste Straßenbrücke über die Weser freigegeben. Vorher konnte der Fluss zwischen Vlotho und Uffeln nur mit der Fähre überquert werden, die 1875 gebaute Eisenbahnbrücke durfte man nicht benutzen, bzw. sich nicht erwischen lassen. Das Eis der zugefrorenen Weser bot einen Überweg. Fußgänger konnten die Maut für Brücke oder Fähre sparen, letztere verkehrte bis 1937. Das war nicht unbedenklich wie Bild Nr. 1 (um 1930) auf Höhe der heutigen Stadtwerke zeigt. Zur Fährgerechtigkeit war allerdings festgelegt, dass bei festem Eis eine Art Bohlenweg von den Fährbetreibern eingerichtet werden musste, Benutzung natürlich gegen Gebühr.
Bild 2: Volbrachts Weserfähre Ende der 1940er-Jahre.
Die Fähre querte den Strom an der früheren Werft Büsching und Rosemeyer. Die kreisrunden Eisschollen werden „Pfannkucheneis“ genannt: Es entsteht, wenn sich bei geeigneten Strömungsverhältnissen Eisschollen gegeneinander drehen und zu runden tellerförmigen Gebilden abschleifen. Erzählt wird, dass bei geschlossener, tragfähiger Eisdecke die Fährbetreiber Holzbohlen auf dem Eis auslegten, so stand Fahrzeugen eine halbwegs ebene Fläche zur Verfügung.
Als 1945 die Straßenbrücke über die Weser zerstört wurde, erlebte die Weserfähre in Vlotho eine Renaissance, bis sie 1951 durch die wieder hergestellte Brücke endgültig ersetzt wurde.
Bild 3: Dieses Foto zeigt den gleichen Abschnitt wie Bild Nr. 2 nach einer längeren Frostperiode Anfang 2010, mit einer Weser in zweifelsfrei flüssigem Zustand.
Nur wenige Kilometer weseraufwärts verhinderte das vom Kraftwerk Veltheim in die Weser gepumpte Kühlwasser das Zufrieren des Stromes. Besonders profitierte davon der Weseryachtclub in Erder, der zu Füßen des Kraftwerkes Clubheim und Yachthafen sein eigen nennt. Das Kraftwerk wurde im Jahr 2015 außer Betrieb gestellt, inwieweit sich das auf künftiges Wesereis auswirkt, wird festzustellen sein, vielleicht gehören dann Bilder wie die hier gezeigten wieder zum Winteralltag, Das wird aber ein wenig von von salzhaltigen Abwässern (s. o.) mitbestimmt sein.
Dieser Artikel erschien bisher noch nicht in unseren Veröffentlichungen, wohl aber im Herforder Geschichtsmagazin „HF“, das gemeinsam vom Kreisheimatverein und der NEUEN WESTFÄLISCHEN ZEITUNG herausgegeben wird. Das Magazin wird als Beilage der Herforder Ausgabe verbreitet. Einzelheiten finden Sie hier …. Eine begrenzte Anzahl an gedruckten Exemplaren erhalten wir regelmäßig zur Weiterverteilung. Auf Veranstaltungen, auf denen wir mit unserem Angebot vertreten sind, haben wir die jeweils aktuellste Ausgabe dabei (nach Vorrat).