Horststein – Bodenschatz aus Valdorf

Horststein - Bodenschatz aus Valdorf(aus: K05 – Spurensuche VIII)
Text: Siegfried Pischel

Baustein aus Valdorf – rund um die Welt

Am Zusammenfluss von Güstenbach und Linnenbeeke beginnt der nördlichste Punkt der Valdorfer Mulde, die bis Westorf in südöstlicher Richtung verläuft. Dieser Talverlauf der Linnenbeeke wird von einer herrlichen Hügellandschaft umrahmt und dem Geologen bietet sich Keuper mit allen Unterabteilungen auf engstem Raum. In der im Anfang gelegenen Gemarkung Valdorf-Horst hatte sich als geologische Besonderheit eine hierzulande in ihrer Art einzigartige Kalktufflagerstätte gebildet.

Hier am Schnittpunkt Salzuflener/Herforder Straße liegt der Beginn des HorststeinlagersBild: Hier am Schnittpunkt Salzuflener/Herforder Straße liegt der Beginn des Horststeinlagers

Sie beginnt am Schnittpunkt von Herforder/Salzuflener Straße und verläuft trichterförmig nach Süden. Westlich begrenzt durch die Linnenbeeke, erweitert sie sich im Kreuzungsbereich Bretthorst-/Salzuflener Straße („Deutsches Haus“), folgt dem Verlauf letzterer und läuft aus im Bereich Bäderstraße Nr. 1 (Prött).

Voraussetzung für die Bildung waren die unterirdischen, stark CO2-haltigen Wässer der Pyrmonter-Osnabrücker Achse, die auch unser Gebiet berührt. In dieser kohlensäurehaltigen chemischen Verbindung laugte das im Untergrund reichlich vorhandene Kalkgestein aus. Diese karbonathaltigen, gesättigten Lösungen traten an die Oberfläche, das Wärmeverhältnis der Lösung (bis 15 – 25 Grad C) veränderte sich, Kohlensäure entwich, das auf breiter Fläche verteilte Wasser verdunstete, Kalktuff lagerte sich ab. In der Länge erstreckte sich die Lagerstätte etwa 1,3 km, bei einer Mächtigkeit von bis zu drei Metern, die Enge des Tales bedingte eine Breite von nur 80 – 120 m. Nach der Pollenanalyse lässt sich das Alter auf 5.000 bis 8.000 Jahre schätzen. Unbedingt zu erwähnen sind hier gefundene wunderschöne Versteinerungen von Pflanzenteilen und sogar ein Geweihstück.

Schon lange schätzte man dieses poröse, aber sehr feste Kalkstuffgestein als natürlichen Baustoff. Früheste Hinweise auf den Abbau gibt Domherr Tribbe aus Minden, der bemerkt, dass Mindener Bürger schon vor 1460 ihre Kellergewölbe aus dem „Dufstein von Valdorp“ bauten. Ein früherer Nachweis der Verwendung geht auf die Zeit um 1300 zurück Horststein in die Gewölbe der Herforder Marienkirche eingesetzt wurde. 1920 war die Lagerstätte erschöpft.

Eines der im Text genannten Häuser oto: Siegfried PischelBild: Eines der im Text genannten Häuser oto: Siegfried Pischel

Es liegt nahe, dass gerade in Vlotho immer noch viele Gebäude und anderes aus Horststeinen gebautes zu finden ist. Hierzu gehören auch im ehemaligen Abbaugebiet in den Jahren 1910 – 1912 entstandene Häuser für Bedienstete, die die Gemeinde Valdorf auf eigenem Grund errichten ließ. Mit dem beliebten Baumaterial wurde aber auch umfangreicher Handel getrieben, wovon zahlreiche Kauf- und Verkaufsverträge im Stadtarchiv Vlotho berichten.

Abbaugebiete gab es z. B. beidseitig der heutigen Straßen Im Kanaan und Bäckerstraße. Relikte dieser fünf Steinbrüche sind aufgenommen in die Bodendenkmalliste des Kreises Herford und stehen unter Schutz.

Sehr gerne verwendete man Horststein auch beim Bau solcher GartengrottenBild: Sehr gerne verwendete man Horststein auch beim Bau solcher Gartengrotten

Zu den schützenswerten Objekten gehört auch die im Oktober 1865 entdeckte Horststein-Höhle. Der Eingang befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Fasse an der Salzuflener Straße. Sie erstreckt sich in nördlicher Richtung unter dieser Straße hindurch auf einer Länge von ca. 60 Metern in drei Meter Tiefe. Rektor Strötker aus Vlotho vermaß die Gewölbe in den Jahren 1965 – 1967.

Dass man sie heute noch begehen kann, ist fraglich. Von Anwohnern erfuhr der Autor, das beim Bau der Abwasserkanalisation viele Teile zerstört wurden, was im Detail noch zu überprüfen wäre. In diesem ehemaligen Abbaugebiet gibt es noch viele andere Merkwürdigkeiten, die es zu entdecken und dokumentarisch festzuhalten gilt.

Auskunft über Besitzverhältnisse der Brüche im 19. Jahrhundert sind im Zusammenhang mit der Teilung der Gemeinheit Winterberg 1844 zu erfahren, als auch die Gemarkung Auf der Horst zur Allmende gehörte. Großmann schreibt von gemeinschaftlich zu nutzenden Stein-, Mergel?, Lehm- und Sandgruben, was einzelne Höfe nur für Eigenbedarf nutzten.

Bei der Teilung sonderte man unter anderem weiterhin im Gemeindebesitz bleibende fünf Steinbrüche ab. Leider machte Großmann keine genauen Quellenangaben. Noch nicht geklärt werden konnte eine gemeinschaftliche Nutzung oder Verpachtung dieser Steinbrüche. An Private wurden die einzelnen Parzellen erst nach Ausräumung verkauft.


– BILDER AUS DER VALDORFER UNTERWELT –
Blicke in das noch erhaltene Höhlensystem im Bereich Bretthorst-/Salzuflener Straße am Kreisel im Mai 2015

Bilderrechte beim Autor
Horststein