Randbemerkungen

Randbemerkungen(aus: „Z04 gw-Splitter“)
Text: aufgeschnappt

Alles hat seine Grenzen …

Dass Schäfer ihre Herde über abgeerntete Felder und sog. leere Wiesen treiben dürfen, aber auch über Feldraine, beruht auf altem Huderecht. Die Schafe „revanchieren“ sich dafür mit Düngung. Wie uns Daniel Kalinasch, Enkel des in und um Exter lange Jahre als Schäfer arbeitenden Helmut Zünd bestätigte, hat sich daran nichts geändert. Man einige sich heute aber eher von Fall zu Fall vorher.

2012 - mitten im Ortskern: Weidende Schafe.

Bild: 2012 – mitten im Ortskern: Weidende Schafe.

War die Hude aus der Sicht des Landnutzers nicht angebracht, galt für den Schäfer ein langer Stock mit oben angebrachtem Stroh als weithin sichtbares Zeichen, dass dieses Feld oder diese Wiese jetzt nicht gehütet werden durfte. Der besseren Haltbarkeit wurde auch schon einmal ein umgekehrter schon abgearbeiteter Reiserbesen aufgestellt.

Vom Schäfer erwartete man allerdings so viel Fingerspitzengefühl, dass er die Grundstückseigentümer nicht schädigte. Drohte eine Übertreibung dieses Gewohnheitsrechts, so sagte mancher Solterwischer Bauer auch schon mal: „Eck gläube, wui mütt dor mol nen Streohwisk henstellen.“ Diese Praxis bewahrte vor ausufernden Wortwechseln, konnte jedoch in dauerndes Eingeschnapptsein münden. Daniel Kalinasch hat bislang ein Signal dieser Art noch nicht gesehen.

Auf dem Land geht nichts verloren

Aus der Nachbargemeinde Wehrendorf erfuhren wir diese Geschichte: Die Bau- und Möbeltischler waren Allround-Handwerker, vom Bau eines Schrankes über den eines Tisches bis hin zum Sarg nahm man ihre Dienste in Anspruch. Die Arbeit mit und an Hausgerüsten und was sonst noch mit Holz zu tun hatte, gehörte in ihren Aufgabenbereich, selbstverständlich auch die Reparaturen.

So war einmal erforderlich, dass ein sehr hoher Bauernhaus-Giebel bearbeitet werden musste. Ohne Gerüst war das eine nicht ganz ungefährliche Aufgabe und auch die Arbeit selbst war nicht so ganz ohne. Dafür setzte der Meister oft genug einen Lehrling ein. So auch in diesem Fall. Wer sich mit den Beinen und einer Hand irgendwo festklammern muss, tut sich mit dem Nägel einschlagen schwer. Und so war es kein Wunder, dass dem jungen Mann oftmals ein Nagel entfiel.

Der Bauer rief ihm zu: „Passt molln bieden beeder up do boben. Jiu lodt jo seu viel Neegel fallen.. Darauf der Meister: „Och Biur, do reget jui man nich ober up, de fuindt sik olle wier und wennt ubbe Reknung es!“
„Passt mal ein bisschen beide besser auf da oben, ihr lasst ja zu viele Nägel fallen“ bzw. „Och Bauer, da reg‘ dich mal nicht drüber auf, die finden sich alle wieder und wenn es auf der Rechnung ist!“ – Dank an Friedrich Marten aus Wehrendorf für die Anekdote und die Übertragung.

Der Montag war Angeltag

927 - Der alte Schlachthof von Vlotho, am linken Weserufer, etwa im Bereich heutige Stadtwerke. 

Bild: 1927 – Der alte Schlachthof von Vlotho, am linken Weserufer, etwa im Bereich heutige Stadtwerke. Diese Abbildung ist nicht Bestandteil des gedruckten „Beitrages zur Ortsgeschichte“

In der WESTFÄLISCHEN ZEITUNG (heute NEUE WESTFÄLISCHE ZEITUNG) findet sich in der Herforder Ausgabe vom 5. Dezember 1970: Montags war Angeltag – Dort unten kurz vor Gut Deesberg lagen die Beutefänger auf der stippenden Lauer. Der Montag wurde zu ihrem Fangtag. Auch der Dienstag hatte es „in sich“. Der Schlachthof spülte auf. Die Fischer wurden durch den Blutgeruch der Abwasser in Scharen angelockt, und manches gierige Maul verbiß sich dabei in einen ködernen Widerhaken. Wer erkennt, wer angelockt wurde und mit gierigem Maul zubiss, darf sich einen Keks nehmen!

Wenn Sie solche und ähnliche „Dönnekens“ aus Vlotho und Umgebung kennen, die wir gerne veröffentlichen, freuen wir uns über die Zusendung. Am besten schicken Sie sie uns per E-Mail: info(@)gwexter.org. Vielen Dank!