Text: über Lars Schulz (1997 – s. Fußnote)
Klostergründung Die Vorgeschichte der heutigen St. Stephans-Kirche geht auf eine Klostergründung in Vlotho zurück. Heinrich Graf von Oldenburg übertrug im Jahre 1258 dem Zisterzienserorden die „Alte Burg“, die Wasserburg Schune, zur Errichtung eines Klosters. Dieser Orden entsandte Nonnen aus dem Kloster Leeden nach Vlotho. Am 16. März 1258 wurde das Kloster gegründet. Es erhielt den Namen „KLOSTER SEGENSTAL“. Da das Gebäude aber in dem Überschwemmungsgebiet der Weser lag, wurde 1288 auf dem heutigen Kirchplatz eine neue Klosteranlage errichtet.
Klosterkirche Die Klosterkirche wurde erst am 25. Januar 1325 fertiggestellt und von Bischof Ludwig von Minden dem Heiligen Georg geweiht. Diese Namensgebung ist im Laufe der Geschichte aber in Vergessenheit geraten. Während der Mindener Fehde von 1368 wurden die Stadt und das Kloster fast völlig zerstört.
Mönche aus Loccum Nach dem Wiederaufbau der Kirche um 1430 bezogen Mönche aus dem Kloster Loccum das Gebäude und blieben bis zur Reformation dort. Um 1540 schlossen sie sich dem neuen Glauben an. Der letzte Mönch, Frater Lambertus, starb 1560.
Die lutherische Gemeinde Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Vlotho wurde 1560 gegründet. Nach damaligem Recht setzte der Landesherr, Herzog Wilhelm von Ravensburg, als ersten Pfarrer Arnold Siderius ein. Von 1656 – 1831 gab es eine 2. Pfarrstelle, die 1958 wieder besetzt wurde. Zur Zeit sind hier der 30. und 31. ev.-luth. Pfarrer tätig. – Die Leitung der Kirchengemeinde liegt bei dem Presbyterium, die letzten Kirchenwahlen fanden im Frühjahr 2008 statt. Die Ev.-Luth. St. Stephans-Kirchengemeinde Vlotho gehört mit insgesamt 22 Kirchengemeinden aus Vlotho, Porta Westfalica, Löhne und Bad Oeynhausen zum Evangelischen Kirchenkreis Vlotho mit Sitz in Bad Oeynhausen. Sie ist eine Gemeinde der Evangelischen Kirche von Westfalen mit Sitz in Bielefeld.
Erweiterungsbau Von der alten Klosterkirche sind noch die Sakristei und Rundbögen des Kreuzganges erhalten. Die erst um 1430 wieder aufgebaute Kirche wurde nach dem 30-jährigen Krieg zu klein. Deshalb baute man 1659/1660 an der Südseite ein neues Kirchenschiff an. – An der Nordseite war bis 1819 der Friedhof. – Die Einweihung des neuen Gotteshauses fand am 1. Advent, am 28. November 1660, statt.
Kanzel Für die neue Kirche stiftete der Fährhofbesitzer eine neue Kanzel. Der Kanzelkorb hat sechs Felder auf denen der segnende Christus als Weltenrichter, die vier Evangelisten und der Apostel Paulus abgebildet sind. Auf dem Kanzeldeckel ist Jesus Christus als der Auferstandene mit der Siegesfahne dargestellt.
Passion Über den Sitzen der Schiffer (genannt: Priechen) waren Gemälde mit Stationen aus der Leidensgeschichte von Jesus angebracht. Heute sind davon acht Bilder mit Texten an der Nordseite zu sehen.
Könige und Adler An der großen Empore an der Westseite sind die Bilder von 22 Königen zu sehen. Die Könige Saul, David und Salomo und die Könige aus Juda sind jeweils mit einem kurzen Text beurteilt. Der preußische Adler kennzeichnete die Sitze (Priechen) der Beamten. Er wurde in den Freiheitskriegen versteckt und später, als die Sitze freigegeben wurden, über den Königsbildern angebracht.
Taufe und Abendmahl Seit 1762 wird zur Feier der Taufe ein besonderer Taufengel verwendet. Er wurde damals von Frauen aus der Kirchengemeinde gestiftet und im Jahre 2003 restauriert. – Die Schiffergilde Vlotho schenkte der Gemeinde für das Abendmahl einen Kelch (1637) und eine Kanne (1776).
Luther Das Bild von Dr. Martin Luther wurde 1783 zum 300. Geburtstag des Reformators erworben. Es hängt an der Nordseite über den Passionsbildern und wurde im Jahre 2003 restauriert.
Schiff Im Jahre 1665 gründeten 48 Vlothoer Weserschiffer die Schiffergilde als Berufsvertretung. Die Kogge stand früher als Zunftzeichen in der Amtsstube des Gildemeisters. Die Kanonen wiesen auf die Zahl der Mitglieder hin. Als die Gilde durch den Rückgang der Handelschifffahrt auf der Weser an Bedeutung verlor, schenkte sie ihr Wahrzeichen um 1700 der Kirche.
Der neue Name Am 2. Oktober 1830 wurde dem Gebäude ein neuer Name verliehen: „Sankt Stephans-Kirche zu Vlotho“. Seitdem trägt die ehemalige Klosterkirche und jetzige lutherische Pfarrkirche den Namen des ersten christlichen Märtyrers Stephanus.
Altarumgestaltung Im Jahr 1830 wurde auch der Altar umgestaltet. Auf dem neuen Altarbild ist nun die Grablegung Christi dargestellt. Die beiden Altararme sind mit den vier Evangelisten und ihren Symbolen geschmückt. – Neben dem Altarbild stehen als Figuren links Mutter Maria und rechts der Jünger Johannes. – Oben über dem Altarbild ist Jesus als Gekreuzigter zu sehen und daneben Mose mit den Zehn Geboten und Aaron als Hohepriester.
Leitwort „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses, den Ort, da deine Ehre wohnt.“ (Psalm 25,8) Dieses Wort über der Kirchentür von 1659 lädt auch heute ein, das Gotteshaus zu betreten und darin zu verweilen zur Betrachtung, zum Gebet und zum Gottesdienst.
gez. Wolfram Giedinghagen
Herausgeber: Ev.-Luth. St. Stephans – Kirchengemeinde Vlotho, 32602 Vlotho, Lange Straße 108
Fon: 05733-2370 / Fax: – 962705 / Mail: ststephan.vlotho@teleos-web.de / www.st-stephan-vlotho.de
Spendenkonten: St. Stephan Vlotho
Sparkasse Herford (BLZ 494 501 20) Nr. 254 001 266
Volksbank Bad Oeynhausen – Herford (BLZ 494 900 70) Nr. 7853 085 305
Jesus Christus spricht: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Jahreslosung aus Johannes 14,19 – Anno Domini 2008
Der seinerzeit Lars Schulz von der Evangelisch-lutherischen Sankt Stephans-Kirchengemeinde zur Verfügung gestellte Text wurde im Oktober 2008 von Pfarrer Wolfram Giedinghagen überarbeitet und aktualisiert