Von der Loose (Bad Salzuflen, Stadtwald) zur Autobahnkirche (Exter)

Von der Loose (Bad Salzuflen, Stadtwald) zur Autobahnkirche (Exter)Ziel einer Landpartie hoch zu Drahtesel des Kreisheimatvereins Herford war die Autobahnkirche in Exter. Die Etappe vom Salzufler Stadtwald (genauer vom Café Loose aus) über Wüsten, einen Stadtteil des lippischen Bad Salzuflens, bis zur letzten Station betreuten wir. Wegbeschreibung und Stationsbericht können Sie als PDF-Dokument downladen.

Erläuterungen zur Positionsinformation
grün = Verlauf der Landpartie
orange = Rückweg Kirche:Café Loose

Seligenwörden

Bild: Wer von Exter aus über die Detmolder Straße (Bad Salzuflener Stadtgebiet: Extersche Straße) in die Kurstadt fährt, findet den Namen Seligenwörden auf einem Straßenschild kurz vor dem Ausflugslokal Loose. Diese Straße führt nach rechts durch den Salzufler Stadtwald bis hin zum Golfpark Heerhof.

(1) Rund um den Salzufler Stadtwald
Er liegt im Norden des ehemaligen Fürstentums Lippe und umfaßt heute eine Betriebsfläche von ca. 610 ha. Die höchsten Erhebungen sind Obernberg und Vierenberg mit rund 200 m ü. NN, die tiefsten Stellen liegen in den Forstorten Poppensiek (Siedlung Waldemeine), Billingsholz (Loose) und Trift (Schwaghof), wobei der lippische Schwaghof bis etwa in die Mitte des 18. Jh. auf preußischem Grund lag. Uflon (Salzuflen), erstmals in der Amtszeit des Paderborner Bischofs Rotho (1036 – 1051) erwähnt, kam 1400 an die Edelherren zu Lippe und erhielt 1488 die Stadtrechte. Der einträgliche Salzhandel machte den Ort zu einer wohlhabenden Stadt mit Bedeutung.

1431 hatte die Siedlung Salzuflen vom Landesherrn für 20 Thaler Jahrespacht Holzrechte in dem nordostwärts gelegenen Walddistrikt „de Woiste“ erworben. Dass zur Sicherung der Holzversorgung für die Salzgewinnung weitere erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, läßt sich aus dem Ankauf des Amtsmeierhofes Seligenwörden schließen, der nach pfandweiser Nutzung im Jahre 1508 für 1.200 Gulden erworben wurde. Dadurch konnte die Stadt ihre Waldungen mehr als verdoppeln. Tatsächlicher Eigentümer bis zur Säkularisation (der Staat zog die weltlichen Güter der Kirche ein) blieb aber das Kloster Herford.

Die Ausflugsgaststätte Loose wurde erst 1904 im Zuge der Einrichtung des Streckenverlaufs der Herforder Kleinbahnen (Teilbereich Bad Salzuflen – Exter) eröffnet. Wenn sich seither verkehrstechnisch auch eine Menge geändert hat, ist sie nach wie vor Ausflugsziel, direkt daneben liegt eine Minigolf-Anlage.

Salzquelle Loose

(2) Salzquelle Loose
Der Landesherr Graf Simon VI (1554 – 1613) ließ 1601 an der Loose eine Sole-Quelle für ein eigenes Salzwerk erbohren. Doch sie war unergiebig, und 1612, ein Jahr vor seinem Tod, gab der Landesherr die unrentable Saline auf.

Um 1820 wird die Loosequelle im Zusammenhang mit dem Sudbraken-Hof erwähnt, aber erst 1889 – 1891 ließ die Fürstlich Lippische Badeverwaltung eine Bohrung zur weiteren Erschließung niederbringen. Zwar wurde das gesuchte Steinsalz nicht gefunden, aber in 134 m Tiefe der Hauptzufluß einer schwach mineralisierenden Quelle, die zu Trinkkuren gut geeignet ist. 1964/65 wurde die Quelle bis zur Tiefe von 64 m neu erbohrt. Zweimal in der Woche wird der Bedarf zur Wandelhalle im Kurpark transportiert, eine direkte Leitung wäre unwirtschaftlich. Wer nach Bad Salzuflen kommt, sollte dieses köstliche Naß unbedingt probieren.

Das Planum (die archäologische Suchfläche) von 1992 deckte sich in etwa mit dem heutigen Kreisel.

Bild: Das Planum (die archäologische Suchfläche) von 1992 deckte sich in etwa mit dem heutigen Kreisel.

(3) Ausgrabung Wüsten
1935 entdeckte Lehrer Leo Nebelsiek als Beauftragter des Detmolder Museums hier Siedlungsreste aus der Früh- und Spätrömischen Kaiserzeit. Am freigelegten Wegerand fand man eine römische Münze, eine Sesterze und als besonderes Stück die kleine Bronze-Nachbildung eines geflügelten Knaben römischer Herkunft mit wehendem Umhang. Zu sehen ist er heute im Lippischen Landesmuseum in Detmold.

Rotgebrannter Lehm im Siedlungsbereich zeigte teilweise Rutengeflecht-Abdrücke, an einem Stück war noch Kalktünche zu erkennen: Handelte es sich um Gefachausfüllungen von Fachwerkgebäuden? Nach Abschluß seiner Arbeiten schrieb Nebelsiek: „Dort kann später einmal der Spaten wieder angesetzt werden.“

1992 wurde die Straße von der Loose zur Ortsmitte Wüsten (K 34) ausgebaut. Zwei Mitglieder der Geschichtswerkstatt Exter wussten von Nebelsieks Grabungen und verfolgten die Arbeiten dort, wo heute ein Kreisel den Verkehr lenkt. Dann war es soweit, an verschiedenen Stellen waren Bodenverfärbungen zu sehen, sie fanden Keramikscherben, ein Spinnwirtel und Hüttenlehm. Sofort wurde das Lippische Landesmuseum informiert; Eile tat not.

Im von den Archäologen angelegten Planum (40 m lang, etwa 15 m breit) zeichneten sich über 60 Pfostengruben eines 7 x 16 m großen Gebäudegrundrisses und mehrerer kleinerer Gebäudeteilen ab. Erkennbar waren durch besondere Pfostenstellungen die gegenüberliegenden Eingänge des Hauptgebäudes. Die Grabungen bewiesen es: am Hühnerbrink in Wüsten siedelten schon vor unserer Zeitrechnung bis ins 2. oder 3. Jahrhundert nach Chr. Menschen.

Blick auf die Gemarkung Hellerhausen

Bild: Blick auf die Gemarkung Hellerhausen, Standort ist der Bereich des o. a. Verkehrskreisels (Blick in östlicher Richtung). Sparbrods Mühle befindet sich innerhalb des Gehölzes am linken Bildrand.

(4) Hellerhausen & Sparbrods Mühle
Die erste bekannte Urkunde, die Hellerhausen erwähnt, stammt aus dem 12. Jh. Dort ist notiert, dass „Heterehusen“ Getreide, Schafe, Brennholz usw. an den Amtshof der Abtei Herford, Seligenwörden, zu geben hatte. Gerade durch Hellerhausen verlief seit alten Zeiten eine Grenze und trennte z. B. 1180 das Herzogtum Westfalen vom Herrschaftsbereich der Askanier.

Der Hof Meierjohann, später Sparbrod, gehörte weiterhin zur Abtei Herford. 1696 bekam Sparbrod zur Auflage, in seiner Mühle nur für Eigenbedarf zu mahlen. 1785 ließen Christof Kunnen und Louise Katarina Schwasmeier ein neues Fachwerkhaus bauen. Teile des Glimkebaches wurden zum Mühlenteich aufgestaut. Der letzte Müller vor dem Krieg (Klocke) kam aus Wüsten. Bis 1964 bewohnten verschiedene Familien das Anwesen ohne Strom und Wasser. Nahe dabei gab es eine Quelle, für die Beleuchtung sorgten Gaslichter. Den später als Wochenendhaus genutzten Stall gibt es heute noch, wenn er auch verborgen in einiger Entfernung von den heutigen Straßen liegt.

Der Meisenhof in Exter

(5) Der Meisenhof in Exter
In Ostwestfalen ungewohnt ist die für Schleswig-Holstein typische Vierkantform, in der die in Bruchstein vom nahen Solterberg errichteten Gebäude des 1882 erbauten „neuen“ Meisenhofes wenige hundert Meter vom alten Haupthaus entfernt angeordnet sind.

Pastor Lohmeyer berichtete schon 1854 in seiner Chronik von Exter von „merkwürdigen Grabhügeln in Kreimeyers und Meisen Holz“. Wahrscheinlich wurden beim Bau des Meisen-Hofes einige dieser Hügelgräber zerstört. Früher erwähnte Funde wie Urnen, eine Bronzenadel und ein bronzener Ring sind verschollen. Eines der Hügelgräber gibt es noch, es wird vermutet, dass es in der vorrömischen Eisenzeit eingerichtet wurde (etwa 700 vor Christus bis kurz danach). Bemerkenswert ist, dass der Hügel in Meises Garten augenscheinlich nicht beackert wurde, als habe man Scheu vor dem Geist des Germanenfürsten, der hier bestattet sein soll.

Der mittlerweile verlandete Mühlenteich

Bild: Der mittlerweile verlandete Mühlenteich ist gerade noch zu erahnen. Auf den Limbergshof gibt es kaum noch Hinweise, einer der wenigen ist der Name einer kleinen Nebenstraße.

(6) Limberg – Hof der Abtei Herford
Limberg (heute Rose, Kiso, Koch u. a.) war jahrhundertelang im Besitz des Frauenklosters zu Herford. War der Hof auch bis zur Säkularisation an die Ritter von Exterde verlehnt, behielt sich die Abtei den Oberbesitz vor. Nach der Bauernbefreiung verschuldeten sich viele der jetzt selbständig wirtschaftenden Kolonate, sie wurden von ihren Gläubigern übernommen, auch Limberg gehörte dazu. Der aus Borgholzhausen gebürtige Georg Christoph Brune erwarb etwa 1816 von einem Vorbesitzer den Besitz und bewohnte seitdem das nicht mehr vorhandene Haupthaus der Hofanlage. Nach und nach verkaufte er Teile seines Besitzes. Aus dem limbergschen Hof entstanden somit im Laufe der Zeit acht neue Bauernstellen.

Besinnung am Wegesrand(7) Besinnung am Wegesrand
Bis 1666 gehörten die Bauerschaften Exter und Solterwisch zum Kirchspiel Stift Berg Herford, dann genehmigte der Kurfürst den Bau einer eigenen Kirche in Exter. Noch im gleichen Jahr konnte am 21. November in der Kirche zu Exter der erste Pastor, Gerhard Arcularius, eingeführt werden. Die Kirche wurde also in gut drei Monaten fertiggestellt, der Turm folge allerdings erst etwa zehn Jahre später. Über seinem Eingang erinnert bis heute ein Wappenstein mit dem Monogramm „F W c“, d. h. Friedrich Wilhelm Kurfürst, ANNO 1666 an das Gründungsjahr der Kirchengemeinde und das Baujahr der Kirche sowie an den Landesherrn.

Um die Zeit, als für die Gemeinde in Exter das dritte Jahrhundert ihres Bestehens begonnen hatte, kam Friedrich Wilhelm Brünger (1870 bis 1909) als ein behutsamer Bewahrer des geistlichen Gutes der Erweckungsbewegung nach Exter. Er und sein Sohn und Nachfolger im Pfarramt Heinrich Gottlieb Brünger (1909 bis 1937) haben das Gemeindeleben in Exter fünf Jahrzehnte hindurch nachhaltig geprägt. Das zeigt sich u. a. an der Entstehung und Entwicklung des 1887 gegründeten Posaunenchors, aus dem der CVJM Exter hervorging.

Im Jahre 1951 wurde das baufällig gewordene Kirchenschiff abgerissen und neu errichtet. Nur der Kirchturm ist erhalten geblieben. 1961 erwarb die Kirchengemeinde die alte Schule neben der Kirche; nach Um- und Ausbau entfaltete sich hier die Gemeindearbeit seit etwa 1965. Wie die zahlreichen Gruppen des CVJM fand auch die 1912 gegründete Frauenhilfe eine Bleibe. Am Himmelfahrtstag 1959 wurde die Dorfkirche Exter mit einer zusätzlichen Aufgabe betraut: als Evangelische Autobahnkirche Exter für Besucher von der Autobahn geöffnet und zugänglich zu sein, damit diese sich zu Andacht und Besinnung in der Kirche einfinden können. Gern und zahlreich wird davon Gebrauch gemacht.

Das Jahr 2007 brachte einschneidende Veränderungen für unsere Kirche: Der wurmstichige Fußboden wurde durch einen Steinfußboden mit energiesparender Fußbodenheizung ersetzt, die alten Kirchenbänke neu gestrichen und der Bereich unter der die Orgel tragenden Empore freigemacht für die Einrichtung eines speziell den fahrenden Besuchern zugedachten Bereich für Besinnung und Andacht.


Den vorstehenden stark verkürzten Texten liegen Originale in folgenden Ausgaben der von der Geschichtswerkstatt herausgegebenen Sammelreihe „Beiträge zur Ortgeschichte“ zu Grunde (für Details bitte klicken):

 

F06: Spuren III (1995) – Glimkebach, Eichholz, Limbergs Hof etc. (5, 6)
G06: Spuren IV (1996) – Autobahnkirche, Steinegge etc. (7)
H06: Spuren V (1997) – Im Salzufler Stadtwald (1, 2)
K05: Spuren VIII (2000) – Auf dem alten Handelsweg etc. (3, 4)
Auf diesen Spurensuchen wird die Region, meist auf Rundkursen, systematisch durchwandert. An den Stationen vermitteln Mitglieder des Vereins, Zeitzeugen, aber auch professionelle Historiker geschichtliche Informationen.