Die Kartoffel in Zeitungen aus dem Amt Vlotho

Die Kartoffel in Zeitungen aus dem Amt Vlotho(aus: V05 – Solanum tuberosum)
Autor der Veröffentlichung ist der Vlothoer Agrarjournalist Walter Bätz, die Zeitungsberichte sind Zitate aus alten amtlichen Unterlagen

Der Begriff Zeitungen wird hier nicht im heutigen Sinne als Synonym für Presseerzeugnisse angewandt. Vielmehr steht er für „Nachrichten“ wie etwa die Quartalsmeldungen der Amtmänner im 19. Jahrhundert, in denen sie ihren Landräten Bericht erstatteten über das Geschehen vor Ort. Die Originale zu den nachstehenden Auszügen liegen im Kommunalarchiv Herford. Die Rechtschreibung wurde beibehalten.

Die Kartoffel lässt sich nutzen als Nahrungsmittel, Tierfutter und nachwachsender Industrierohstoff. In Deutschland ist das Angebot heute weitgehend auf diese Verwendungen optimiert, was sich auf die Sortenauswahl auswirkt. Daneben werden aber wieder vermehrt für die menschliche Ernährung alte Sorten angeboten, die sich in Aussehen und Geschmack doch merklich unterscheiden: Hier finden Sie einen Überblick

29. Januar 1851 – Der eigentliche behäbige Wohlstand ist lange verschwunden, dagegen ein eigentlicher Nothstand in der Stadt Vlotho bisher nicht vorhanden. Auf dem platten Lande [ist] namentlich in den Bauernschaften Valdorf und Stein-brenndorf, beim fast gänzlichen Mißrathen der Kartoffelerndte eine gedrücktere Lage der Heuerlinge und kleinen Grundbesitzer um so mehr zu befürchten, als diese Classe eben so zahlreich als verschuldet ist. Der gelinde Winter ist zur Abwendung größerer und allgemeiner Noth sehr förderlich. Der baldige Angriff des Wegebaus von Vlotho nach Rehme [ist] für die arbeitende Classe sehr erwünscht. Als Maaßstab für die Preise der unentbehrlichen Lebensbedürfnisse in der Stadt Vlotho noch die Bemerkung, daß ein Maaß Milch 20 Pfennig kostet.

Die Kartoffel in Zeitungen aus dem Amt Vlotho

1. Juli 1883 – Die anhaltende Wärme und die damit verbundene Dürre hat dem Wachsthum der Früchte Schaden gethan. Heu ist nicht so reichlich, wie im verflossenen Jahre. Der Stand der Feldfrüchte, ist hier auf den Bergen kein guter. Bei der anhaltenden Dürre ist vieles trocken geworden. Roggen und Kartoffeln stehen gut. Die grösseren Besitzer klagen, daß kein Futter für Vieh vorhanden.

1. Oktober 1891 – Der Ausfall der Roggenernte ist hier im Amte nur ein mittelmäßiger. Weitzenernte etwas besser, jedoch so, wie in den früheren Jahren. Kartoffeln sind durchweg schlecht, und verlohnt es sich in den tiefer gelegenen Theilen des Amtes nicht, die Kartoffeln aufzugraben. Bei den meisten Familien, namentlich hier in der Stadt, wird Ankauf auswärtiger Kartoffeln nothwendig. Hafer und Gerste sind gut, stellenweise sehr gut ausgefallen, ebenso Raufutter, Wicken und Bohnen. Der Ausfall der Obsternte hat den gehegten Erwartungen nicht entsprochen. Aepfel und Birnen sind wenig, Zwetschen, ebensowenig gewachsen und das gewachsene Obst hat bei Weitem nicht die schöne Reife auch nicht den Geschmack wie in früheren Jahren. Die Kohlarten sind gut.

30. Dezember 1891 – Um die hiesigen Bedürfnisse zu befriedigen, sind von auswärts namentlich aus der Gegend von Bremen, viele Kartoffeln angekauft und hier in kleineren Quantitäten direckt vom Bahnhofe aus verkauft.